Die Kirche

Kirche St. Josef
Geweiht am 25. September 1938
1838 wird eine Kapelle erwähnt, die der Jungfrau Maria geweiht war. Ab 1879 war die katholische Schule auch Bethaus, als solches dem hl. Franz Seraphinus geweiht. 1894 ist ein eigenes Bethaus eingerichtet worden, das dem gleichen Schutzpatron geweiht war.
Die römisch-katholischen Einwohner wurden kirchlich immer vom benachbarten Neuarad betreut.
Der Anfang
Obwohl die Katholiken ab der Jahrhundertwende die größte konfessionelle Gruppe waren, hatten sie keine Kirche. Die orthodoxen Rumänen hatten sich schon 1870 eine eigene Kirche gebaut.
Die Ursache dafür ist in den damaligen politischen Verhältnissen zu finden. Der Kirchenbau war Aufgabe der Gutsherrschaft, die ihren Sitz in Neuarad hatte. Da das große Neuarad eine Kirche hatte, war das Interesse der Gutsherrschaft für den Bau einer Kirche in Kleinsanknikolaus nicht gerade groß.
Als nach dem I. Weltkrieg die Gutsherrschaft durch eine Agrarreform ihr Vermögen verlor, mussten die Bewohner von Kleinsanktnikolaus selber für Schule und Kirche sorgen.
Bilder zum Herunterladen
Zum Herunterladen, positionieren Sie den Mauszeiger auf ein Bild und rufen Sie mit der rechten Maustaste das Menü auf. Gehen Sie auf den Menüpunkt "Ziel speichern unter...." und speichern Sie das Bild auf einem Medium ihrer Wahl.
Der Plan
So entstand 1928 der Plan zum Bau einer eigenen Kirche.
Mit Erlaubnis der kirchlichen und staatlichen Obrigkeiten wurde in den Nachbargemeinden für den Bau der Kirche Geld gesammelt. Die gesammelten 60.000 Lei wurden leihweise auch zur Erhaltung der Schule verwendet.
Die Hauptverantwortlichen
Große Unterstützung für das Projekt Kirchenneubau kam vom Neuarader Pfarrer Geza Kienitz und dem Kaplan Josef Petla. Einen eifrigen Mithelfer fanden die beiden Geistlichen in der Person des Lehrers und Kantors Josef Kwacsek.
Der Beschluss
Am 14 Juni 1936 fasste der Kirchenrat den Beschluss eine Kirche zu bauen. Es sollte ein einfacher, neuzeitlicher, praktischer Bau werden. Es wurde betont, dass „die ganze Gemeinde ernst bei der Sache sei und zu Opfern bereit ist“.
Die Grundsteinlegung
…fand am 7. März 1937 statt. Der geistliche Rat Dr. Geza Kienitz hat den Grundstein im Namen des Bischofs geweiht.
Die Spenden
Auf Ersuchen Dr. Kienitz' übernahmen die Priester Messelesungen, um das Geld für den Kirchenbau zu verwenden. Auch Bischof Dr. Augustin Pacha spendete 12.000 Lei. Die Gemeinde gab aus Ihrem Budget 150.000 Lei, was vor allem den Bemühungen des damaligen Notars Josef Olah zu verdanken ist.
Die Erbauer
Den Plan für die Kirche haben die Fachleute Johann Illenz und Anton Finster gefertigt. Architekten waren Ion Moldovan und Johann Maszni aus Arad. Arbeitsführer war Josef Seitz.
Im Winter arbeiteten die einheimischen Fachleute unentgeltlich und so heißt es: "Sie waren stolz auf diese Arbeit".
Die Fertigstellung
Im Jahre 1928 wurde der Kirchenbau zwar geplant, aber erst 1938, unmittelbar vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges, verwirklicht. Die Kirche ist dem heiligen Josef geweiht.
Der Rohbau der Kirche war auf 5 Jahre geplant und in einer Rekordzeit von nur 18 Monaten fertiggestellt.
Die Weihe
Die Kirche wurde am 25. September 1938 vom Bischof Dr. Augustin Pacha geweiht.
Die Spenglerarbeiten und das Äußere der Kirche wurde erst 1954 unter der Leitung des Architekten Tritthaler fertiggestellt.
Der Zaun um die Kirche wird errichtet.
Elektrifizierung des Glockengeläuts
Dank des unermüdlichen Einsatzes von Erich Wetzl und seines handwerklichen Könnens, verfügt die Kirche seit Anfang der 1980er Jahre über ein elektrifiziertes Glockengeläut.
Die große Glocke läutet dreimal täglich, die Mittlere sonntags bei der Messe zusammen mit den anderen und die Kleine allein bei Beerdigungen bis der Trauerzug im Friedhof mündet.
Ein Gedanke drängt sich auf: So schnell dieses hübsche Kirchlein entstand, so schnell ist es auch wieder verweist.

Die Priester
Dieses Photo entstand anlässlich des 40. Jubiläums der Kirche.
Hintere Reihe stehend:
Wesser Ludmila (Milusch Neni), Schweizer Anton, Schmidt Anna geb. Petisch, Watz ? (Friedhofgasse, Neuarad), Wetzl Elisabeth geb. Morschl, Harnisch Maria geb. Morschl, Hohl Katharina (Kato) geb. Hartmann, Bleiziffer Elisabeth, Noel Josef, Krebs Nikolaus, Rednic Vasile.
Die Geistlichen von links:
Kaplan Franz Ebner, Kaplan Ladislaus Tury, Kaplan Josef Petla, Dr. Geza Kienitz, Kirchenvater Johann Müller, Dr. Anton Schulter, Kaplan Albert Matthias
1. Reihe sitzend:
Wesser Leonhard, Gastl Johann, Helga Wetzl
Namen | von - bis | Bilder |
---|---|---|
Josef Kwacsek | 1938 - 19?? | |
Renate Karwath | 1974 - 1978 | |
Hans Mark | 1978 - 1981 | |
Ewald Wetzl | 1981 - 1983 | |
Charlotte Jäger | 1983 - 1984 | |
Hilde Vogel¹ |
¹ Hilde ist aktuell (2015) noch in der Kirche als Mädchen für alles aktiv. Die Kirchengemeinde besteht z.Z. aus katholischen Ungaren und katholischen Rumänen.
Die Messner
Die Bezeichnung Kirchendiener ist für diesen Berufstand viel aussagekräftiger. Sie müssen nicht nur dem Pfarrer sondern der Kirche im allgemeinen und der Gemeinde stets zu Diensten sein.
Traditionell wurden die Messner-Stellen mit Ehepaaren besetzt, da es, wiederum traditionell, eine Aufteilung und Zuordnung der Tätigkeiten in mehr männliche oder mehr weibliche gab.
Der Messner hatte primär die Rolle des Hausmeisters zu erfüllen. Die Anlage musste handwerklich in Schuss gehalten werden. Die Messnerin war für das Schmücken und die Reinigung der Kirche zuständig. Darüberhinaus half sie dem Priester beim anziehen der Messkleidung.
Eine ihrer Aufgaben dürfte aber auch für Menschen ohne besondere kirchliche Bindung, wahrnehmbar gewesen sein: Das tägliche Gebetsläuten. Geläutet wurde morgens um 6, mittags um 12 und abends um 18 Uhr. An Sonn- und Feiertagen, wenn Gottesdienste stattfanden kam noch das Zusammenläuten und das Läuten bei der Wandlung hinzu.
Auch die Bekanntmachung eines Todesfalles in der Gemeinde, wurde per Glockenschlag verkündet. Dem Verstorbenen wurde eine letzte Ehre zuteil, in dem sein Trauerzug bis zum Eintreffen im Friedhof von der Totenglocke begleitet wurde. Eine letzte, schöne und traurige Geste.
Da es bis Anfang der 1980er Jahre in unserer Kirche kein elektrifiziertes Glockengeläut gab, waren die Messner an 365 Tagen im Jahr im Einsatz. Für heutige Verhältnisse ein unvorstellbarer Arbeitsalltag. Genauso undenkbar wie die Bereitschaft in solch einem Ausmaß zu dienen. Das Dienen ist ja in den Zeiten des individuellen Glücks und der Selbstverwirklichung ganz aus der Mode gekommen. Unsere "modernen" Zeitgenossen nennen sowas "old style".

Die Beerdigung von Nikolaus Welsch
Nikolaus Welsch wurde 1972 in seinem Geburtsort Wiesenhaid beerdigt. Die Beerdigung wurde von drei Priester zelebriert:
- Der Priester aus Wiesenhaid
- Der Priester seiner letzten Wirkungsstädte in Kleinsanktnikolaus Hans Mark
- Pater Gottfried, dessen Taufpate Nikolaus Welsch war

Binden der Fronleichnamskränzchen
Diese Kränzchen wurden an den Altaren für die Gemeinde zur Verfügung gestellt.
Ort: 1. Gasse im Hof der Familie Führbacher
Die Personen von rechts nach links:
Hintere Reihe: Elisabeth Tutschmann, Anna Führbacher geb. Schuch, Barbara Laub geb. Hartmann, Helen Finster, Mircescu Maria geb. Helmer, ? Adam, Ludmila Wesser geb. Laub
Vordere Reihe: ?, Barbara Führbacher, ?, Rosa Varlam geb. Stumpf, Barbara Hartmann, ?, ?
Ganz vorne: Mieze

Ort: 1. Gasse Ecke Quergasse rumänische Kirche
Von links: Anna Lind geb. Laub, Josef Lind, Barbara Trica geb. Laub, Romi Gulesch, Traian Trica, Stefan Trica (Fanel)
Die Kinder sitzend: Richard Lind, Florica Gulesch (Ica), ?, ?
Von rechts außen: Maltschi Scortzan geb. Gulesch, Costel Scortzan, im weißen Kleid: Baby Gulesch
Kirchen - Galerie

Hier ist nicht klar, wer was gemacht hat.....
Das elektrische Glockengeläut wurde von Erich Wetzl konzipiert und aufgebaut. Hat Frau Kwacsek das Projekt lediglich finanziert? Herr Wetzl weiß nichts davon.
Wer kennt noch Details zu diesem Thema und könnte uns helfen, diese Fragen zu klären?
Die Glocken
Kaum ein Objekt aus unserem Leben ist emotional so behaftet, verklärt und verkitscht wie die Glocken der Kirche aus der Heimat. Es hat sich sogar ein eigener Begriff etabliert: „Die Glocken der Heimat“. Solange man im unmittelbaren Wirkungskreis der Glocken lebt, nimmt man sie mehr oder weniger wahr. Zuweilen nervt das Gebimmel, erinnert es doch sehr oft daran, dass die Zeit drängt.
Entfernt man sich aber aus deren hörbaren Umfeld und das noch für längere Zeit, entstehen unbeschreibliche Sehnsüchte nach diesen metallischen Tönen. Die Heimat hat plötzlich einen unverwechselbaren eigenen Klang. Wie die Stimme einer alten Liebe.
Es sind zwar nur Schallwellen in einer bestimmten Frequenz, aber mit beeindruckender Wirkung. Spätestens wenn gestandene Männer gegen ihre Tränen ankämpfen, weiß man, diese Schallwellen haben deren Seelen berührt und gesagt: „Erkennst du uns noch?“.
Unsere Kirche hat drei Glocken, die älter sind als die Kirche selbst und bereits 1921 im alten Schul- und Bethaus zum Einsatz kamen.
Die große Glocke - Marien Glocke
Inschrift auf der Glocke:
"
Marien Glocke
der Gemeinde Klein St. Nikolaus 1921
Gegossen von Anton Novotny's Sohn durch Gussmeister Neduhal in Timişoara N. 4204
"
Hörbeispiel Marien Glocke
Die mittlere Glocke - Armen Seelen Glocke
Inschrift auf der Glocke:
"
Armen Seelen Glocke
der Gemeinde Klein St. Nikolaus 1921
Gegossen von Anton Novotny's Sohn durch Gussmeister Neduhal in Timişoara N. 4205
"
Hörbeispiel Armen Seelen Glocke
Die kleine Glocke - Die Namenlose
Inschrift auf der Glocke:
"
1921
"
Die Glocke ist nicht mehr im Einsatz weil der Seilzug gerissen ist.
Für die Aufnahme wurde der Klöppel von Hand bewegt und ein Läuten simuliert.
Hörbeispiel Die Namenlose Glocke
Glocken - Galerie

Diese Ebene ist unterhalb der Glockenebene.
Der Sargdeckel wurde beim Requiem für die Verstorbenen als Tumba benützt. Die Tumba (Hochgrab) wurde im Mittelgang auf zwei Böcke aufgestellt und mit einem schwarzen Tuch überhangen. Nach dem Requiem (Totenmesse) kam der Priester mit schwarzen Umhang, den er bei Beerdigungen trug, und segnete mit Weihrauch und Weihwasser symbolisch das Grab des Verstorbenen, die Tumba.
Quelle: F. Weininger